Zum gegebenen Anlass, Künstlerbücher, Ausstellung im Kupferstichkabinett, habe ich auch meine Selbstgemachten wieder öfters durchgeblättert, um festzustellen, was entsteht, wenn`s gemacht wurde.
Gemacht wurde, weil das Konzept der 212 Bücher, die in den letzten 12 Jahren entstanden sind, definitiv und einfach war: machen.
Machen v. a. ohne Selektion!
Alles, oder fast alles, was landläufig öffentlich präsentiert wird, unterliegt der Selektion, d.h. Auswahl der Arbeiten auf ihre potentielle "Meisterschaft".
Die Sehnsucht des Künstlers seine Werke (und sich) optimal darzustellen als der, der er ist oder sein will: ein Meister seiner Kunst..
Mich, als Neugierigen, interessiert aber auch immer: wie entstehen gute Bilder? Wie viel Stationen werden durchlaufen, wie viel "Nebensächlichkeiten" und "Fehlbildungen" waren dafür notwendig, um zu dieser Lösung zu gelangen?
Ich misstraue dem Geniemythos, obwohl ich ihn nicht gänzlich ablehne, doch regelmäßiges Arbeiten am Werk und die Auseinandersetzung mit diesen (und anderen) erscheinen mir der effektivste Weg, kräftige Werke, vielleicht sogar Meisterwerke (mir fällt leider kein besserer Begriff ein) zu machen.
Da ich ab 1991 Nein zur Selektion sagte, war ein vorbehaltloses Ja die Folge. Ja zum Machen. Punkt. Aus.
Das hatte etwas sehr Befriedigendes, da ich dem mir selbst auferlegten Leistungsdruck des "gelungenen Werkes" entkam.
Ich erlaubte mir das zu machen, was mir gerade einfiel und gefiel. Egal, ob aus einer enthusiastischen Stimmung heraus, aus Langeweile, nüchtern, rauschig, alleine, in Gesellschaft,... Alles, was gemacht wurde, hatte seine Berechtigung.
Da ich zufällig zu dieser Zeit von Freunden ein Künstlerbuch in die Hände bekam und mir die Idee, Bilder zu einem Buch binden zu lassen, sehr gefiel und auch ökonomisch erschien, entschied ich mich oder/und das Buch entschied sich für mich.
Das es so viele Bücher werden würden, war weder geplant noch vorhersehbar. Mir erschien das Medium Buch unglaublich vielseitig einsetzbar und ein Buch ist ein Buch: es ist schön eines in der Hand zu haben und noch viel schöner, wenn`s selbst gemacht wurde.
Dieses und noch viel mehr, aber mir nicht Bewusste, ließ mich das Haustier Buch füttern, streicheln, raus- und reinlassen.
Tier, weil das unselektierte Arbeiten unberechenbar ist und Haustier, weil die freigesetzten Kräfte und Verbindungen gemäßigt domestiziert sind = das klassische, herkömmliche Buch Rahmenbedingungen schafft, wo alles Platz hat, was die Rahmenbedingen nicht sprengt!
Markus Kircher, Wien 2012